Syngenta

Heftige Bonitätsrückstufungen nach der Dekotierung -
Einstiger Credit-Rating-Highflyer der Schweiz nun mit
deutlich tieferen Gütesiegeln in der Hand von Chinesen

Foto: Visual Finance (Syngenta-Rückstufung S&P Global Ratings, 19. Mai 2017)


Bonitätsverbesserungen auf einen Schlag ausradiert

Das schmerzt im Herzen eines Bonitätsspezialisten: Die Kreditwürdigkeit von Syngenta, die in der Agrochemie (Pflanzenschutz und Saatgut) tätig ist, wurde aufgrund der Übernahme durch die chinesische ChemChina von den Ratingagenturen S&P Global Ratings (in einer Rating Action: minus 5 Ratingstufen auf BBB-) und Moody’s (in zwei Rating Actions: minus 6 Ratingstufen auf Ba2) massiv zurückgestuft. Hauptverantwortlich für die saftigen Herabstufungen sind ein sehr hoher Einsatz von Fremdkapital zur Finanzierung der Übernahmetransaktion und das eher bescheidene Kreditprofil der Käuferschaft ChemChina und deren Zwischenholdings.

Happigere Mehrfach-Bonitätsreduktionen als Syngenta haben bisher von den in der Schweiz domizilierten Grossfirmen („Blue Chips“) nur die später insolvent gewordenen SAirGroup und Transocean über sich ergehen lassen müssen.

Die bisher grössten Rating-Rückstufungen von aktuell im Schweizer Aktienbarometer SMI (Swiss Market Index) enthaltenen Konzernen betrafen Roche (-4 Ratingstufen im Jahr 2009) und Novartis (-3 Ratingstufen im Jahr 2008).



Foto: Visual Finance (Grossübernahmen bergen Risiken – Spezialstudie 2009)


Die Bonitätsverschlechterung tut besonders weh, weil Syngenta unter den im SMI vertretenen Grosskonzernen bis vor der Übernahme als einzige SMI-Gesellschaft ihre Kreditwürdigkeit anfangs dieses Jahrhunderts in kleinen Schritten steigern konnte. Alle anderen Schweizer Grosskonzerne, die von S&P Global Ratings und/oder Moody’s benotet werden, verzeichneten Bonitätsverschlechterungen: Kein einziger Schweizer Grosskonzern – eben mit Ausnahme von Syngenta bis zu ihrer Übernahme – hat seine Kreditqualität ab dem Jahr 2000 steigern können. Alle grossen SMI-Firmen stehen heute (2017) bonitätsmässig schlechter da als Ende 1999 (gemessen an den Credit Ratings der Ratingagenturen).

In unserer Spezialstudie „Credit Trends – Die gefährliche Inkaufnahme schwächerer Kreditprofile“, welche die Bonitätsentwicklung und die Aktienkursentwicklung der jeweiligen Firmen einander gegenüberstellt (Ende 1999 bis März 2009), hat Visual Finance u. a. den Zusammenhang von Ratingentwicklung und Aktienkursperformance untersucht. Syngenta entpuppte sich diesbezüglich als unangefochtener Champion: Syngenta war in der Untersuchungsperiode Top-Rating-Performer und gleichzeitig Top-SMI-Aktienperformer. Eine wichtige Studienerkenntnis ist, dass sich eine gute Bonitätsentwicklung bezahlt macht.



Foto: Visual Finance (Bonitätsgewinn zahlt sich aus – Spezialstudie 2009)


Das Übernahmeangebot von USD 465 je Syngenta-Aktie war für die Syngenta-Aktionäre mit einer attraktiven Kaufprämie verbunden. Der gesamte Kaufpreis von USD 43 Mrd. ist allerdings auch für ChemChina ein grosser Brocken. Ob die Syngenta ihre Gewinnmargenziele in den kommenden Jahren erreichen kann, bleibt abzuwarten. Was sicher ist, ist, dass künftige Schuldenaufnahmen mit spürbar höheren Fremdkapitalzinsen verbunden sein werden.

Vor der Übernahme durch ChemChina verfügte Syngenta über gute Credit Ratings. Nun notieren diese bei S&P Global Ratings nur noch ganz knapp innerhalb der begehrten Kategorie „Investment Grade“. Moody’s hat Syngenta aus dem Bereich „Investment Grade“ verbannt und attestiert dem Unternehmen nun ein Bonitätssiegel im obersten Bereich der Kategorie „Speculative Grade“.

Mit den gegenwärtigen Bonitätsnoten würde Syngenta – sofern es immer noch Mitglied der SMI-Familie wäre – in Bezug auf die Höhe der offiziellen Kreditrisikoeinstufung das Rating-Schlusslicht im SMI bilden. So schnell kann es mit der Bonität abwärts gehen. Sämtliche Bonitätsfortschritte wurden mit der fremdfinanzierten Übernahme des „schwächeren“ Käufers mehr als ausradiert.


Shareholder Value versus Bondholder Value®

Über die ehemaligen Syngenta-Aktionäre/Eigentümer (Shareholder) hat sich dank der teuren Übernahme ein warmer Geldregen ergossen. Dieses Geld wird künftig in der Unternehmensgruppe erwirtschaftet werden müssen. Die Halter von Syngenta-Anleihen (Bondholder), die über kein aktives Mitspracherecht verfügen, gehören – zumindest kurzfristig – zu den Geprellten: Sie besitzen Schuldpapiere einer Schuldnerin mit plötzlich viel schlechteren Qualitätsmerkmalen.

Das Beispiel Syngenta ist ein Lehrbeispiel, wenn es um die Darstellung des Konfliktpotenzials geht, das zwischen den Aktionären und den Anleihengläubigern, bzw. dem Modell Shareholder Value und dem Konzept Bondholder Value®, latent besteht.

Für die Beantwortung von Fragen rund um dieses Thema steht Ihnen Visual Finance gerne zur Verfügung (Telefon +41 52 222 44 40 / E-Mail mail@visualfinance.ch).

Foto: Visual Finance


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